Donnerstag, 6. September 2012

Herbstlaub

Mit den Füßen voran durch das kalte, raschelnde Herbstlaub wandern und ziellos in die Ferne starren. Die Ärzte schallen mir mit "Dein Vampyr" entgegen und meine Lippen umspielt ein kleines Lächeln das kaum hörbar zum Text die Worte formt.
Kalter Wind zieht durch mein rotblondes Haar und mein weißer Teint wird von einem zarten rot belebt um Wangen und Nase.
Schützend ziehe ich meinen schwarzen Strickschal höher ins Gesicht hinein, blicke aber weiterhin der Brise entgegen. Wenn die Augen tränen ist es nicht schlimm; es passiert an solchen Tagen sowieso viel zu häufig.
Es knistert alles unter mir und ich merke, dass es mir als Kind viel mehr Freude bereitete so durchs Laub zu stapfen.

Oh du weißt ich liebe dich, doch das bedeutet für dich nichts.
Wie soll ich leben ohne Kuss von dir?


Ich kann durch die Hose spüren, dass meine Beine komplett durchgefroren sind und ich merke, dass es Zeit wird wieder Heim zu kehren, mir ein heißes Bad einzulassen und danach bei einem leckeren Tee oder Kakao zu entspannen.
Das würden normale Menschen bestimmt tun.
Entspannung ist ein Fremdwort für mich geworden. Wenn ich aufstehe muss ich was tun, bzw zumindest eine Ahnung haben, was ich am Tag vorhaben werde, sonst dümpel ich bloß rum und weiß nicht, was ich machen könnte.
Manch Andere würden diese Zeit für Hobbies nutzen, oder Freunde besuchen oder generell was unternehmen.
Tja, ich dagegen wandere durch das Laub und verabscheue mich. Gönne mir weder Erholung noch Entspannung. Ewige Rastlosigkeit habe ich mir auferlegt, damit ich niemals zufrieden werde.
Aber ich wäre so gern zufrieden. Einfach selig mit mir, meiner Umgebung.
Meinem Mann durchs Haar fahren, seine Stirn küssen und einfach in seinen Armen einschlafen und von unserer Zukunft mit Kind und eigenem Haus träumen.

Wenn ich an solche unmöglichen Dinge denke fange ich an zu weinen. Egal ob ich spazierengehe oder ob ich abwasche.

Die Welt ist oft grausam, und zu vielen wesentlich grausamer als mir, das ist mir durchaus bewusst, aber zur Zeit kann ich meine Form der Grausamkeit kaum ertragen, sie zerbricht mich regelrecht.

Und daran ist der nahende, tröstende Herbst nicht im Geringsten Schuld.


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