Freitag, 6. Januar 2017

Ich weiß einfach nicht, wie diese Leute das machen.
Also, mit 'das' meine ich ständig irgendwo zu sein und mit anderen Menschen zu interagieren, gar mit ihnen energisch und positiv Konversation zu halten.
Es ist und bleibt mir ein absolutes Rätsel und ich habe nie wirklich verstanden warum ich so offensichtlich anders bin als Andere. Nehmen wir zum Beispiel einfach nur eine gewöhnliche Situation, die mit Freunden entsteht: Parties.



Bei diesen Gelegenheiten fällt mir immer besonders stark auf wie schrecklich ermüdend und anstrengend es für mich ist immer 'Lärm' zu hören und dazu genötigt werde Teil dieses Lärms zu werden indem ich auf Dinge antworte.
Dinge wie "Und? Was machst Du so beruflich?".
Simple Antwort: "Nichts"
Der Fragesteller guckt dann entweder verdutzt oder setzt gleich noch einen nach mit überraschtem Blick: "Warum das nicht? Was hast du denn gelernt?"
Bei dieser Frage zieht sich in mir alles zusammen.
"Nichts", sage ich dann, wohl recht monoton.
"Oh"
"Ja"

Wenn es erstmal an diesem Punkt angekommen ist, unterhält sich für gewöhnlich keiner mehr mit mir. Diese Tatsache ist mir ja persönlich recht angenehm, wenn denn da nicht der Grund dafür wäre, dass diese Stille entstanden ist.
Es kostet mich ca 3 Tage um komplett nach einer Party-Nacht zu regenerieren. Klingt vermutlich übertrieben für Einige, aber es strengt mich ungeheuer an und während ich unterwegs bin will ich fast nur wieder nach Hause um ins Bett oder zu Netflix zu kriechen.
Ich muss aber betonen, dass, wenn ich im kleinen Kreis unterwegs bin, die Comfortzone viel größer ist und ich es mehr genießen kann. Kommt immer auf die Menge mir bekannter Personen an. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich mich von den sozialen Dingen viel erholen muss.

Von Vornhereien zu schweigen ist kein Problem für mich, ganz im Gegenteil; ich präferiere es sogar.
Man erfährt nichts über mich und ich kann mit meinem Gedankenchaos für mich alleine bleiben, alles wun-der-bar.

Generell ist meine Seele zerfressen von einem riesengroßen Paradoxon.
Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen, abgrundtief. Es ist mir mehr als unangenehm zu wissen, dass alle Aufmerksamkeit auf mir ruht und dem, was ich grade tue, sage, oderwasweißich.
Genauso sehr widerstrebt es mir aber auch in einer Masse komplett unterzugehen; ich will gesehen werden, wahrgenommen werden, ja, vielleicht sogar 'entdeckt' werden. Wenn wer in einer Menge zu mir sieht möchte ich, dass man sich denkt "Wow, die wirkt großartig auf mich".

An dieser Stelle plagt mich ein großer Seufzer, denn wie soll ich denn auf jemanden so einen Effekt haben können, wenn ich, meiner Gesundheit zuliebe, mich in die möglichst ruhigste Ecke verkrieche um so wenig Kontakt wie möglich mit irgendwem zu haben?
Ganz genau, das geht einfach nicht.
Drum habe ich mir - bis vor Kurzem - meine Haare in sämtliche Signaltöne der Welt umgefärbt, mich sehr gerne, sehr stark geschminkt (mache ich heute immernoch gerne) und schwarz tragen ist seit jeher meine innerlichste Überzeugung, somit kann ich schon sagen, dass ich irgendwie auffalle - nur selten auf die gute Art, wie mich meine Mitmenschen gerne mal wissen lassen.
Ich bin kein zart gebauter Mensch; selbst ohne meine über 100 Kilos habe ich ein breites Kreuz, einen breit gebauten Brustkorb und bin knappe 1,80m groß. Großer Traum vom Elfendasein ist zumindest figurlich schon lange gestorben, haha. (Kleiner Fakt am Rande, als Teenie wollte ich immer kleiner und zarter sein, wie eine gute Freundin von mir. Es hat mich innerlich praktisch zerrissen, dass es mir niemals möglich sein wird.)
So, da bin ich nun also, (ehemals) bunte Haare, auffälliges Make Up, breites Kreuz und - nennen wir das Kind beim Namen - dick.
Wenn ich denn so in einen Supermarkt reinschlurfe, und mein entspanntes Gesicht ist ein sogenanntes "resting bitchface", kann es schon passieren, dass Mütter ihre Kinder wegen mir zur Seite ziehen, oder auch auf offener Straße einfach mal die Straßenseite wechseln.
Hat mich, ehrlich gesagt, auch nie großartig verwundert, nehme ich doch selbst vorm Spiegel reißaus, es sei denn ich schminke mich grade.

Die Frage was denn falsch an mir ist beschäftigt mich solange ich denken kann.


Als Teenie fand ich mich richtig fett, aber wenn ich mir die Fotos von damals so angucke war ich nur recht groß und eben breit, aber nicht fett. Das weiß ich heute, hilft meinem damaligen Ich nur kein Stück weiter und, was soll man sagen, vergangen ist vergangen.

Ich wirke von Außen gefestigt, bin es aber nicht.
Viele sagen mir sogar nach, dass ich arrogant sei; sagen wir es mal so, ich glaube nicht, dass ich mir sowas wie Arroganz überhaupt leisten kann, dafür müsste ich schon auf irgendetwas in meinem Leben Stolz sein können, was ich selbst erbracht habe - gibt es aber nicht.
Man nannte mich mit 18 Jahren mal lethargisch, beziehungsweise, man sagte mir, dass ich doch mal aus meiner Lethargie ausbrechen soll, dabei war ich schon damals depressiv und keiner hat es so richtig geahnt oder aussprechen wollen.

Sei es, wie es sei, hier bin ich. Ungeschönt, direkt und abermals bereit mir selbst den Kampf anzusagen.

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